Radtouren um Dreieich

Die Hengstbach-Routen - Mit dem Rad auf Zeitreise 

Eine Radtour am Hengstbach mit Pausen an historischen Stationen


Kein Wölkchen trübt den Himmel – perfektes Wetter. Ideal für eine Radtour am Hengstbach entlang, vorbei an vielen historischen Kleinoden Geschichten um den Hengstbach


Die Nachbarn wollten sich schier ausschütten vor Lachen. „Hooschebaa, Hooschebaa“ riefen sie den Buben aus Sprendlingen hinterher. Dabei hatten die gar nichts verbrochen, außer dass ihre Hosentracht über dem Knie endete. Bei der Nachbargemeinde trugen sie die Hose länger – bis unter das Kniegelenk.

Sicher hätte sich keiner der Jungs damals vorstellen können, dass einst ein Brunnen nach ihrem Spottnamen benannt würde. „Hooschebaa“ bedeutet übrigens auf Hochdeutsch Hosenbein. Der Brunnen mit der lustigen „Hooschebaa“-Figur steht heute auf dem Lindenplatz in Sprendlingen. Er wurde 1977 anlässlich des Hessentags und der Gründung der Stadt Dreieich eingeweiht.

Wer sich auf seinen Drahtesel schwingt und am Lauf des Hengstbaches eine Radtour unternimmt, stolpert über Kurioses und Unbekanntes aus den vielen Jahrhunderten Dreieicher Geschichte. So ist allein schon der Lindenplatz, auf dem die Radtour startet, ein Ort voller Geschichte und Geschichten. Seinen Namen erhielt der Platz von einer alten Linde, die früher hier stand und unter der in alten Zeiten ein Dorfgericht über kleinere Vergehen urteilte. Den Platz beherrscht die evangelische Erasmus-Alberus-Kirche, benannt nach einem Schüler und Freund des Reformators Martin Luther. Für kunsthistorisch Interessierte lohnt sich ein Blick in das um 1716 errichtete Gotteshaus.

Exakt am 15. April 1716 legten die Einwohner den Grundstein für den Neubau der Kirche.Demnach erfolgte die Zeremonie am 15. April 1716 abends um 6 Uhr an der nordwestlichen Gebäudeecke der alten Kirche. Exakt zur selben Stunde gibt es morgen die Feierstunde, bei der Deißler einige historische Details erläutern möchte. Eigentlich war es kein völliger Neubau. Die alte Kirche, die ursprünglich dem Hl. Laurentius geweiht und nach der Reformation lutherisch geworden ist, war für die wachsende Zahl an Gemeindemitgliedern zu klein geworden. Der Chor und Teile der alten Längswände wurden in die Erweiterung integriert. Geändert wurde aber die Ausrichtung von west-östlicher in nord-südlicher Richtung.

1739 entstanden die Ausmalungen des Kircheninneren, die im Laufe der Jahre übertüncht, 1986 wieder herausgearbeitet wurden und seitdem wieder zu sehen sind. Mehrmals erfolgten auch umfangreiche Sanierungen wie 1832 und 1986, die am Erscheinungsbild des historischen Gebäudes aber nichts geändert haben.

Die Kirche hatte übrigens damals keinen Namen, da sie die einzige in Sprendlingen war. Erst in den 50er Jahren wurde sie nach dem Theologen und Reformator Erasmus Alberus benannt, als mit der Christuskirche eine weitere evangelische Gemeinde entstand.

Der Bau ist in seiner Schlichtheit auch im Inneren sehenswert. Außer den Chorfenstern, die von dem Frankfurter Professor Linnemann stammen, enthält der Altarraum ein bemerkenswertes Epitaph für den ehemaligen Oberpfarrer Machenhauer und gegenüber eine hölzerne Barock-Statue des Heiligen Laurentius, dem diese Kirche in katholischer, also vorreformatorischer Zeit, geweiht war. Darum ist auch heute noch am Laurentiustag Sprendlinger Kirchweih (Kerb).

Der Hengstbach-Radweg von Dietzenbach bis Walldorf durch die Dreieich

Selten hat man die Gelegenheit auf einer kurzen Strecke Geschichte, Kultur und Natur im Rhein-Main so eindrücklich kennen zu lernen.

Profil: 

Leicht zu fahrender Radweg mit kleinen Steigungen in Götzenhain, Länge: ca. 46 km

Er führt hauptsächlich auf Rad-, Feld- und Waldwegen fast autofrei von Dietzenbach durch Dreieich nach Walldorf.

Für Familien mit Kindern gut geeignet.

Optionen:

Es besteht die Möglichkeit diesen Weg zu zwei Rundstrecken aufzuteilen. Beide Rundstreckenrouten treffen sich am Lindenplatz in Sprendlingen (ca. 18 km)

Die zweite Route führt vom Gundhof, durch Walldorf zum Langener Waldsee, durch die Rostadt nach Sprendlingen (ca. 28 km)

Route zur Quelle

Das leise vor sich hin plätschernde Mühlrad der Theisenmühle liefert die ideale Geräuschkulisse für eine kleine Ruhepause. Seerosen bedecken den Mühlweiher, Enten betteln um ein paar Brotkrumen.Die Theisenmühle ist eine von mehreren ihrer Art. 

Der 23. Oktober 1986 - ein Donnerstag - ist vielen Sprendlingern noch heute im Gedächtnis. Um die Mittagszeit jenes Tages verschwanden die letzten baulichen Reste der 566 Jahre alten Mühle. Wohnhaus, Scheune, Nebengebäude, das zuletzt als Restaurant genutzte Mühlengebäude - von einem Tag auf den anderen war von all dem nichts mehr vorhanden.

500 Jahre lang war die Mühle im Hengstbachtal ununterbrochen im Besitz der Familie Müller, vor 1814 trug sie allerdings den Namen „Woogsmühle“.

Jahrhundertelang hatte die Theisenmühle für die Sprendlinger das Brotgetreide gemahlen. Aber in dem Maße, in dem die ärmlichen Bauern sich Arbeit als Maurer und Pflasterer suchten, ging es mit der Landwirtschaft und so auch mit dem Mühlenbetrieb zu Ende.

1907/08 richtete der Theisenmüller Philipp Müller XI. im Mühlweiher ein Freibad mit Nichtschwimmerteil ein - ein Drei-Meter-Sprungturm eingeschlossen. Es soll bis zum Ende des Ersten Weltkriegs bestanden haben.

Die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung stellte den noch laufenden Mühlenbetrieb vor Probleme und neue Herausforderungen. Kleine Mühlen wie die Theisenmühle waren nicht mehr konkurrenzfähig.Die Familie Müller zog daraus die Konsequenzen und stellte den eigentlichen Mühlenbetrieb 1968 ein - ein Restaurant zog statt dessen genügend Besucher und Ausflügler in das Hengstbachtal. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten der Betreiber kam es 1985 zur Schließung des Lokals. Die Mühle mit allen Gebäudeteilen und dem gesamten Gelände musste verkauft werden.

Nach den Plänen des Investors sollte auf dem Areal ein hochwertiges Wohnquartier entstehen, wobei der alte Mühlencharakter bewahrt werden sollte, so die Auflage der Baubehörde. Doch dann kam es völlig überraschend zur genannten Nacht- und Nebelaktion. Sämtliche Gebäude wurden abgerissen, das Gelände eingeebnet - obwohl eine Abrissgenehmigung nur für einen Teil des Anwesens vorlag. Die Bauherrn - ein Dreieicher Immobilienbüro und ein Neu-Isenburger Architekt - hatten argumentiert, die Bausubstanz sei nicht mehr zu retten gewesen.

Sie wurden mit einer Geldbuße belegt, aber die Theisenmühle war unwiderbringlich Vergangenheit. Mehlsiebe, Mühlsteine und andere Geräte aus der Theisenmühle landeten im Hessenpark.

Auf Mühlen wird der Radfahrer während seiner Tour übrigens immer wieder rechts und links des Bachlaufs stoßen. Sehr gut restauriert ist auch die Winkelsmühle außerhalb der Stadtmauern von Dreieichenhain. Erbaut im Jahre 1694, diente

das Gebäude lange Zeit als Essigmühle. Heute nutzt das Diakonische Werk das historische Schmuckstück als Ort der Begegnung. 

Besonders sehenswert ist die gut erhaltene Altstadt Dreieichenhains, die der Radler während seiner Tour durchquert.

Fachwerkhäuser aus vier Jahrhunderten versetzen den Betrachter in eine historische Epoche, in der Dreieichenhain seine erste große Blütezeit erlebte. Von der Macht der Herren von Falkenstein künden noch die Reste der Burg Hain. Damit die Herren auf ihrer Burg auch stets gut verpflegt waren, legten sie extra ein eigenes „Küchendorf“

an: Götzenhain. Aus dem Dorf kamen im Mittelalter Obst, Gemüse und Fleisch für die Burg. Das Wasser entnahmen die Götzenhainer unter anderem dem Hengstbach. Wer zu dessen Quelle fahren möchte, radelt am Schwimmbad entlang bis zur Straße zwischen Dietzenbach und Offenthal. In einem Sumpfgebiet zwischen der Landesstraße und dem Anstieg zum Hexenberg stößt der Ausflügler auf die Quelle.

Nach so viel Kultur und Geschichte, die gefahrenen Kilometer nicht zu vergessen, verlangt auch der Magen sein Recht. Im Hofgut Neuhof darf der Radler nach Lust und

Laune schlemmen und seine Batterien wieder aufladen. Um 1500 als isenburgisches Hofgut gegründet, ist das Restaurant nun Treffpunkt für Genießer und Feinschmecker jeglicher Couleur.

Nachdem Leib und Seele gestärkt sind, fällt der Rückweg zum Lindenplatz in Sprendlingen nun nicht mehr schwer.

Route bis zum Gundhof

Die zweite Route führt vom Gundhof, durch Walldorf zum Langener Waldsee, durch die Rostadt nach Sprendlingen (ca. 28 km)

Wir folgen dann den verschiedenen Wegen, die wechselweise rechts oder links am Hengstbach entlang führen bis nach Buchschlag, durch Buchschlag hindurch bis zur Bahnunterführung. 

Wer will, kann hier eine Rundfahrt durch die schönen Häuser der 100 Jahre alten Villenkolonie machen.

Nach der Bahnunterführung geradeaus bis zur Kläranlage. Direkt nach der Kläranlage nach links und diesem Weg bis zur nächsten großen Kreuzung im Wald folgen. Den ersten Weg überqueren und dem zweiten Weg nach links folgen.

An der Hölzernkreuzschneise nach links abbiegen, über die Brücke die B 44 überqueren und dann links in die Hundertmorgenschneise nach Zeppelinheim einbiegen. Im Ort sehen wir dann gleich das Zeppelinmuseum. Ein Muss für alle Fans der Fliegerei.

Wir fahren dann zur Flughafenstraße, die uns zur Bahnunterführung bringt. Nach dem wir dort hindurch geschoben haben, fahren wir die nächste Strasse rechts zum Autobahnzubringer. Diese Strasse vorsichtig überqueren und geradeaus den Waldweg nach Walldorf fahren.

An den Bahnschienen rechts, einige Gleise überqueren und dem rechten Weg am Stadtrand bis zum Gedenkstein der Familie Jürges folgen.

Hier besteht die Möglichkeit einer weiteren Extratour. Man kann dem informativen Lehrpfad zum KZ Walldorf folgen und kommt so zum Gundbach.

Ansonsten fährt man vor dem Gedenkstein nach links in dem schmalen Weg bis zum Gundbach. 

Denn hinter dem Flughafen Frankfurt wechselt der Hengstbach seinen Namen und fließt die nächsten Kilometer als Gundbach weiter. An der nächsten Brücke sieht man rechts schon die Stätte zur Einkehr dieser Tour das Ausflugslokal“ Gundhof“.

Der Rückweg führt durch Walldorf zum Langener Waldsee, am Waldsee entlang, die Bahne entlang nach Buchschlag.Im Buchschlager Wald, im "Birkeneck", steht eine Reihe von bemerkenswerten Holzskulpturen, die dort eine so eigentümliche, märchenhafte Atmosphäre bilden, Man wird man von Gnomen, Hexen, Wölfen, Eulen, Adlern, Rehen und Hasen überrascht, die auf kleinen Lichtungen am Wegesrand stehen. Es handelt sich um mit einer Kettensäge gestaltete Holzfiguren, die der Künstler dort - in Absprache mit den Forstamt- aufgestellt hat. Die Lichtungen sind teilweise mit Blumen und Baumschösslingen bepflanzt. Von Buchschlag führt die Route durch die Rostadt nach Sprendlingen.

GPS-Route zur Quelle 

https://www.gpsies.com/map.do?fileId=qvxisafsfltahfar

GPS-Route bis zum Gundhof

https://www.gpsies.com/map.do?fileId=lohldygfsbmtcgwb


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